Stimmen aus dem grubengold-Ensemble:
Sandy Aldares
Schlagwort: Flucht
Ramadan, Rituale und Traditionen

Was den Ramadan in unseren Heimatländern vom diesjährigen unterscheidet, den viele von uns erstmals in Deutschland verbringen, sind die Rituale.
Der Ramadan ist der Fastenmonat der Muslime im neunten Monat des islamischen Mondkalenders, in diesem Jahr seit dem 6. Juni und noch bis zum 4. Juli. Es ist eine besondere Zeit: Dann sind die Straßen üppig geschmückt und erleuchtet, auf Straßenfesten sind die Stimmen von Verkäufern zu hören, Getränke, Speisen und Süßigkeiten unterschiedlichster Art werden feilgeboten, die besonderen Lieder und Melodien des Ramadan erklingen. Wir begehen gemeinsame Festmähler zum Fastenbrechen und werden von den Wecktrommlern schon vor dem Sonnenaufgang geweckt, um vor Anbruch des Tages des letzte Mahl vor dem Sonnenuntergang am Abend einzunehmen: das Sahur.
All dies sind Rituale, die wir vermissen in unserem neuen Exil, hier in Deutschland. Das ist der Tribut von Flucht und Kriegen, der uns eine neue Realität aufzwingt in einer für uns neuen Gegend dieser Welt. Wir bemühen uns, einige der Rituale zu leben – bei unseren gemeinsamen Mahlzeiten zum Fastenbrechen –, um das vertraute Gefühl des Ramadan auch hier zu spüren.
von Muhammad Tamim
»Leb in meinen Augen«
In grubengold hat Sandy zwei überwältigend persönliche Momente, in denen sie sich auf der Bühne an ihre abwesende Schwester wendet. Seit Sandys Flucht nach Deutschland leben die beiden nicht mehr beieinander. Sandy zeigt, wie sehr sie ihre Schwester Miyushi vermisst, verliest einen Brief (»Love u Sister«), den sie ihr geschrieben hat und widmet ihr das Lied »Meine Schwester und ich«:
Umarme mich Schwester, umarme mich
Schlaf in Sicherheit, meine Liebe
In meinem Herzen sind Wärme und Zuneigung
Meine Mutter hat gesagt, ich soll dich im Auge behalten
Fürchte dich vor nichts
Mit mir soll dir nichts passieren
Leb in meinen Augen
(Ich will dich immer vor mir sehen/
Meine Augen sollen immer bei dir sein)
von Sandy Aldares
»Eine Spur hinterlassen.«
Endlich. Und viel zu spät
Ordnung.
Alles in Ordnung.
Ich habe dieses Wort, diesen Satz oft betrachtet. Nicht nur in unserem Theaterstück, auch im alltäglichen Leben. Genauer gesagt in diesem Dasein als Flüchtling, das ich hier in Deutschland lebe.
Ich heiße Yousef Zaghmout und lebe seit einem Jahr und vier Monaten in Deutschland. Geflüchtet bin ich aus Syrien, wo ich schon als Flüchtling geboren wurde, als Sohn palästinensischer Eltern. Vor einigen Jahren dann kam der Krieg dorthin, wo ich lebte – und eines Tages flüchtete ich, zunächst in den Libanon, später weiter nach Deutschland.
Ich wende Ordnung an.
Genauer oder ehrlicher gesagt: Die Ordnung passt mich an.
Ich habe keine Wahl und keinen eigenen Wunsch.
Ein Jahr und drei Monate habe ich darauf gewartet, meinen Deutschkurs zu beginnen und die wichtigsten Bestandteile meiner Integration in die deutsche Gesellschaft zu erlernen, vor allem also: die Sprache. Vielleicht sollte man erwähnen, dass ich das seit meiner Ankunft, seit dem ersten Monat gewünscht und eingefordert habe.
»Wir haben die Pflicht für die Menschen zu sprechen, die keine Stimme haben.«
»Ich persönlich weiß nicht, was Heimat ist.«
Weil wir nicht dürfen – eine Bitte: Geht doch mal wieder Blut spenden
Manchmal merken wir, dass man so schnell nicht ankommt in dem Land, in das man geflüchtet ist. Die Sprache lernen wir noch relativ zügig, jedenfalls geben wir uns Mühe. Und mit den Behörden und unseren Aufenthaltstiteln ist mittlerweile alles geklärt. Aber dann wollten wir gute Bürger sein, uns einbringen, etwas für andere tun, weil es wichtig ist. In diesem Fall sogar: überlebenswichtig.
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»Ich strenge mich an, um etwas zu werden.«
Wünsche vom Glück
Als ich in Deutschland ankam, war ich anfangs sehr glücklich: ein völlig neues Gefühl von Sicherheit. Und Zuversicht: Ich würde mein Studium abschließen, meine Familie und meine Verlobte zu mir holen, ein neues Leben beginnen.
Doch nach einiger Zeit war ich frustriert von all der Bürokratie und Routine, die Zuversicht wich. Ich kann mein Studium nicht abschließen und ich bin meiner Familie fern; und meiner Verlobten.
Mein Gefühl gegenüber Deutschland veränderte sich allmählich. Ich sehnte mich nach Ruhe und Stabilität, nach Sicherheit. Aber alles, was ich meiner Familie nun sagen konnte, war, dass ich gleichzeitig glücklich und unglücklich bin: